Kunst: zum Sammeln geschaffen? 2. Was sieht ein Betrachter?

Kunst: zum Sammeln geschaffen? 2. Was sieht ein Betrachter?

vor 9 Jahren und 94 Tagen

Zunächst muss der Betrachter etwas zum Betrachten bekommen. Was möchte der Betrachter betrachten? Vielleicht erst einmal ein Bild. Denn über die Bilder zum betrachten möchte ich etwas schreiben. Vorsichtig möchte ich ein Verständnis für den Menschen gegenüber einem Gemälde entwickeln, der sich danach sehnt eines zu besitzen.Die Beweggründe sind interessant. Wahrscheinlich sind diese genauso interessant, wie die des Kunstwerk-Schaffenden. Doch ein Gemälde ist nicht immer gleich ein Kunstwerk. Das Wissen darum hat wahrscheinlich ein jeder Künstler. Damit gehen wir nicht hausieren, aber wir wissen immer wie viel Kunst in einem Kunstwerk steckt.

Stellen wir ein Bild zum Betrachten in die Welt, sind wir auf den Empfang gespannt. Die Welt, der das Kunstwerk präsentiert wird, ist meistens sehr klein. Fast intim.

Auch wenn es überall und offen zu betrachten ist, wird es nicht jeder als das Kunstwerk erkennen. So wie aus den vielen Menschengesichter nur die einigen sind, die uns zu lächeln, uns begegnen, auch wenn nur für Sekunden. Was also erkennt der Betrachter im Gemälde, steht er ihm endlich gegenüber? Sieht er? Fühlt er? Kann er dem Bild jedes mal etwas Neues entnehmen? Oder ist es nur ein Stück bunte Wand im Rahmen über der Sitzecke oder Beistelltisch? Und selbst, wenn es als Wandschmuck dienen muss, so muss dieses mindestens mit einem Hauch dem Dilettantismus entkommen dürfen.

Es ist anmassend, dass der Künstler vom Kunstkäufer erwartet, dass er dem Werk das entnimmt, was es in voller Grösse bereit hält. Dabei geht es nicht um die Leinwandfläche und die Farbschichthöhe. Es geht hier um die Preisgabe seiner selbst. Wir leben schliesslich das Leben, um uns aneinander zu reiben, zu erkennen und zu entwickeln. Menschen reizen einander, provozieren und unterstützen sich in ihrer Reife. All das kann auch ein Bild verpacken. Auf die Sprache kommt es an und auf das Verständnis derer.

Es ist gut den Schaffenden zu kennen. Die Werke werden mit dem Kennenlernen ebenso wie die Gespräche. Dann ist der Erwerb, egal ob in der Galerie, Atelier, Auktion oder Hinterhof, eine besondere Investition. Gleich eines Aktienkaufes wird die Bereicherung täglich grösser.

K.C.